Ferrari hatte in den vergangenen Formel-1-Jahren an einer große Achillesferse zu leiden: Dem Reifenverschleiß. 2024 startete schon vielversprechend. Spätestens nach dem Auftritt von Charles Leclerc beim Großen Preis von Japan scheint aber klar: Der SF-24 ist auf dem Longrun ein mehr als gelungenes Rennauto.

Leclerc war am Renn-Sonntag nämlich der einzige Fahrer im Feld, der nach dem Restart in Runde 3 eine 1-Stopp-Strategie erfolgreich ins Ziel brachte. Leclerc gelang damit so eine eindrucksvolle Schadensbegrenzung nach einem verpatzten Qualifying, nach welchem der Monegasse viel Selbstkritik anbrachte.

Charles Leclerc: Hätten nichts besser machen können

Am Sonntag das komplette Gegenteil. Nachdem er von Platz 8 auf die vierte Position nach vorne kam, war von Leclerc keine Kritik mehr zu vernehmen - weder an sich selbst noch am Team. "Ich denke es gab nichts, das wir hätten besser machen können", sagte er und zählte auf: "Die Pace war sehr gut, das Reifen-Management war sehr gut und die Kommunikation war sehr gut." Drei Punkte, welche bei Ferrari in der Vergangenheit des Öfteren für Kritik sorgten.

Die Strategie von Leclerc war auch Ferrari-intern eigentlich nicht die erste Wahl. "Ich bin noch immer überzeugt, dass ohne Verkehr die 2-Stopp die optimale Strategie war", erklärte Teamchef Fred Vasseur. Doch aufgrund der schlechten Ausgangslage ging es bei Leclerc darum, Verkehr zu vermeiden, weshalb man umsattelte.

1-Stopp-Strategie geht auf, Vasseur: Alles unter Kontrolle

"Für Charles war also die 1-Stopp die beste Variante, denn der Unterschied war nicht so groß", so Vasseur. Im Vorjahr wäre ein ähnlicher taktischer Kniff undenkbar gewesen, der am SF-23 die Reifen üblicherweise viel schneller eingingen als bei der Konkurrenz. "[Unsere Strategie] war ziemlich ambitioniert. Es war ein langer Tag und ich weiß nicht, ob wir noch viele weitere Runden durchhalten gekonnt hätten. Aber wir hatten alles unter Kontrolle", sagte Vasseur.

Der Franzose unterstrich einmal mehr die neu gewonnene Longrun-Stärke der Roten. Laut Leclerc ist sein diesjähriger Wagen aber auch mit einer weiteren Stärke gesegnet: Einem breiten Arbeitsfenster. "Wir sind viel konstanter. Letztes Jahr ist es bei uns sehr schnell passiert, dass wir einen kleinen Fehler mit dem Setup gemacht haben und dann im Rennen komplett von der Spur waren. [Dieses Jahr] ist das Auto im Rennen viel solider", erzählte der derzeitige WM-Dritte.

Das Fazit des Grand-Prix-Wochenendes in Suzuka ist eines, das sowohl für Leclerc als auch für Ferrari höchst ungewöhnlich ist. "Ob in Australien oder hier. Die Rennpace war nicht das Problem. Es ist meine Qualifying-Pace", fasste Leclerc zusammen. Vasseur fand auf Teamseite zu einer ähnlichen Analyse: "Wenn wir etwas ändern müssen, dann ist es eher der Samstag, den wir verbessern müssen, als der Sonntag."

Die Formel-1-Fans belohnten Charles Leclerc nach dem Rennen für seine reifenschonende Leistung und voteten ihn zum Fahrer des Tages. Und das, obwohl er zwischenzeitlich mit einem Fahrfehler in Degner 2 ins Kies kam und eine Position herschenkte. Eine vergleichbare Prämierung gibt es für das Qualifying nicht. Sicher scheint dennoch: Am Samstag hätte er keine Chance auf den Voting-Sieg gehabt.