Haas erlebte beim Großen Preis von Miami ein turbulentes Wochenende. Während Kevin Magnussen alles daran setzte, zum Bad Boy der Formel 1 zu werden und der ein oder andere ihn wegen seines angeblich unsportlichen Verhaltens am liebsten gleich ein Rennen pausieren lassen möchte, kann sich das Team auf der Seite von Nico Hülkenberg über ein insgesamt gelungenes Wochenende freuen. Doch das Rennen war auch für den Deutschen mit Tücken gespickt.

Hülkenbergs Miami-Abenteuer: herausfordernde Kämpfe & späte Aufholjagd von hinten

Eigentlich begann das Rennwochenende vielversprechend für Nico Hülkenberg: Zuerst ein Super-Samstag, der ihm vormittags zwei Punke im Sprintrennen und nachmittags eine tadellose Qualifying-Performance bescherte. Dann startete er am Sonntag von Position 9 aus solide ins Rennen, profitierte von George Russells schlechtem Start und machte die Position gegen den Mercedes-Fahrer gut.

Den nächsten Mercedes-Wagen hatte der Haas-Pilot da bereits im Visier: Schon früh konnte Hülkenberg auf einem Satz Medium-Reifen den Rekordweltmeister Lewis Hamilton, der auf harten Reifen fuhr, angreifen. Beide lieferten sich in Runde 2 ein starkes und enges Duell um P7 mit hartnäckigen Manövern durch die Kuren 1, 2 und 3, aus denen der Deutsche als Gewinner hervorging.

"Für mich gab es heute viel Racing, auch am Anfang mit den Mercedes. Das war cool", schwärmte der Deutsche. Hamilton konnte er allerdings nur kurze Zeit hinter sich halten. In der siebten Runde holte sich der Brite in Kurve 11 seinen Platz wieder zurück. Nach einem Verbremser von Hamilton sechs Kurven später konnte Hülkenberg noch einmal kontern und sich anschließend gut gegen Hamilton verteidigen. In Runde 10 setzte Hamilton dann abermals ein Überholmanöver in Turn 11 und ging endgültig vorbei.

Schon davor musste Hülkenberg den Kontakt nach vorne abreißen lassen. Als er zwei Runden später auch von Russell überholt wurde, kam er frühzeitig im Rennen zum Boxenstopp. Danach fuhr er mit frischen harten Reifen auf Position 15. Dass in Runde 23 das VSC ausgerufen wurde, was viele Piloten vor ihm für einen Stopp nutzen konnten, war unglücklich für Hülkenberg. Von diesem Zeitpunkt an erhielt der Haas-Fahrer auf seinem zweiten Stint viel Druck von den Fahrern hinter ihm, die auf frischeren Reifen unterwegs waren.

Manchmal liegt das Glück aber im Unglück. Hülkenbergs Teamkollege Kevin Magnussen verursachte in Runde 29 eine Safety-Car-Phase, die der Deutsche für den Wechsel auf Mediums nutzte. "Ich glaube, es war eine etwas gemischte Angelegenheit. Unter dem VSC haben wir verloren. Aber ohne das Safety Car wären wir wohl nirgendwo hingekommen. Das hat uns also wieder auf den Plan gerufen und uns einen günstigen Stopp verschafft. Und obwohl ich zu diesem Zeitpunkt die Position verloren hatte, hatte ich frische Reifen und konnte wieder angreifen", fasste Hülkenberg das Auf und Ab zusammen.

"In der ersten Hälfte des Rennens waren wir nicht konkurrenzfähig und stark genug, um mitzuhalten. Nach dem Safety Car war es ein ziemlich lustiges Rennen", freute sich der Haas-Pilot darüber, dass er sich in der zweiten Rennhälfte Stück für Stück nach vorne arbeiten konnte. Schließlich fuhr er bis an elfter Position mit nur einer Sekunde Rückstand auf den Zehntplatzierten, Esteban Ocon, knapp außerhalb der Punkte über die Ziellinie.

Die Formel 1 diskutiert derzeit über eine mögliche Revision des Punktesystems, bei der Nico Hülkenberg auch mit seinem elften Platz Punkte geholt hätte. Unsere Redakteure Florian und Lev debattieren in diesem Talk die unterschiedlichen Positionen zur Punktevergabe:

WM-Punkte für alle F1-Fahrer! Genial oder eine Schnapsidee? (26:18 Min.)

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"Schon auf dem Medium lief es nicht gut. Im ersten Stint kamen wir früh an die Box, aber selbst dann auf dem harten Reifen hatte ich nicht die Pace, den Grip und die Balance. Die Balance war heute ziemlich schlecht", erklärte Hülkenberg die Probleme des Haas beim F1-Rennen in Miami. Schon währenddessen klagte er am Funk über die entgegengesetzte Balance: "Viel Untersteuern bei hoher Geschwindigkeit, aber dann starkes Übersteuern in den Low-Speed-Bereichen!" Für Hülkenberg bereitete das Auto im Rennen also einige Schwierigkeiten.

Weiter analysierte der Emmericher: "Ich denke, wir hatten eines der Autos mit dem geringsten Abtrieb und das ist auf den Geraden natürlich gut, aber in den Hochgeschwindigkeitskurven 5, 6, 7 und 8 habe ich verloren. Ich konnte den anderen folgen, aber nicht wirklich einen ernsthaften Angriff starten."

Haas-Fahrer Nico Hülkenberg im Paddock
Punkte beim Rennen am Sonntag? Wären das i-Tüpfelchen gewesen!, Foto: LAT Images

Am Ende kann Hülkenberg mit seinem Miami-Wochenende aber trotzdem eine zufriedene Bilanz ziehen: "Punkte wären heute das i-Tüpfelchen gewesen und hätten die Sache abgerundet", so Hülkenberg nach dem Rennen. "Aber es war unter dem Strich trotzdem ein sehr positives Wochenende für uns." Immerhin konnte der Deutsche durch sein hervorragendes Sprintergebnis insgesamt zum vierten Mal in dieser Saison punkten. In der WM-Tabelle steht er auf dem 13. Platz.

Weil er aber auch bei seinem 209. Grand-Prix-Start erwartungsgemäß keinen Sieg einfahren konnte, hielt das Wochenende für Nico Hülkenberg aber auch einen unwillkommenen Negativrekord bereit: Er löste den Rekordhalter für die meisten Formel-1-Starts ohne Sieg, Andrea de Cesaris, ab.

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