Fast vier Monate nach dem Rauswurf von Günther Steiner als Formel-1-Teamchef von Haas kündigt sich ein juristisches Nachspiel an. Steiner verklagt sein Ex-Team aufgrund von mutmaßlich nicht ausgezahlten Provisionen im Zeitraum zwischen 2021 und 2023. Zudem wirft der Südtiroler Haas vor, Merchandise-Artikel mit ihm auch nach seinem Aus beim US-Team ohne die Autorisierung Steiners zu verkaufen. Dies geht aus Gerichtsdokumenten aus Mecklenburg im US-Bundesstaat North Carolina hervor.

"Haas F1 hat sich dazu entschieden, Herrn Steiners Arbeitsvertrag nicht zu verlängern. Das war ihr Recht", heißt es in den Dokumenten. "Aber Haas F1 hat getan, wozu es kein Recht hatte und sich geweigert, Herrn Steiner zu zahlen, was ihm dem Arbeitsvertrag entsprechend zusteht."

Günther Steiner als Reporter im Paddock
Günther Steiner war bis Januar 2024 Teamchef von Haas, Foto: LAT Images

Günther Steiner: Überraschendes Aus im Januar

Worum es sich bei diesen mutmaßlich ausstehenden Zahlungen genau handelt, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Steiners Vertrag als Teamchef bei Haas war nach Meinungsverschiedenheiten mit Teambesitzer Gene Haas überraschend nicht verlängert worden. Zuvor hatte Steiner diese Position seit dem Formel-1-Einstieg der US-Amerikaner 2016 innegehabt und eine integrale Rolle bei der Gründung und Strukturierung des Teams gespielt.

In seiner Zeit bei Haas gelangte Steiner besonders über die Netflix-Serie Drive to Survive zu internationaler Bekanntheit und Popularität. "Haas F1 spielte in der Serie regelmäßig eine Rolle und Herrn Steiners Präsenz in der Show brachte mehr und mehr Fans zu Haas F1. Diese Darstellung war extrem wertvoll für das neu startende Rennteam, besonders als es zur Unterstützung im notorisch teuren Formel-1-Umfeld nach zusätzlichen Einnahmequellen Ausschau hielt", heißt es in den Gerichtspapieren weiter.

Seit 2016 war Steiner Haas-Teamchef, Foto: Sutton
Seit 2016 war Steiner Haas-Teamchef, Foto: Sutton

Steiner erhebt schwere Vorwürfe gegen Haas

Steiner wirft Haas vor, von seinem guten Ruf und Image nach wie vor Profit zu machen, was im Widerspruch mit dem Ende seines Vertrags bei Haas stünde. Neben Merchandise-Artikeln mit Steiner soll es dabei auch um die Nutzung von Namen und Bildern von Steiner bei Werbematerial und auf der Haas-Webseite gehen. "Haas F1 hat kein Recht, Herrn Steiners Namen, Image und Abbild zu nutzen, oder in irgendeiner medialen Form nach der Beendigung seines Arbeitsvertrages auszunutzen", so die Dokumente aus North Carolina.

Diese halten zu dem Themenkomplex abschließend fest: "Haas F1 hat Herrn Steiner nicht für die unautorisierte Nutzung seines Namens, Images und Abbildes kompensiert."

Mit der Klage Steiners gegen sein Ex-Team erhält die Trennung der jahrelangen Verbündeten einen weiteren Beigeschmack. Auch bezüglich der Haas-Performance auf der Strecke lieferte sich Steiner, der mittlerweile als TV-Experte für RTL sowie als Markenbotschafter für den Miami Grand Prix engagiert ist, mit Neu-Teamchef Ayao Komatsu einen anhaltenden medialen Schlagabtausch.

Es ist nicht das erste Gerichtsverfahren in der Formel 1 in den vergangenen Monaten. Mitte März 2024 hatte bereits Ex-Formel-1-Pilot Felipe Massa aufgrund des Crashgate-Skandals Klage gegen die Königsklasse selbst eingereicht. Was Massa genau erreichen will und warum sich der Brasilianer zu diesem Schritt entschied, lest ihr in diesem Artikel: