Vor dem Comeback der Formel 1 in China gibt es Irritationen darüber, ob der Shanghai International Circuit nun neu asphaltiert wurde oder nicht. Während Pirelli zuletzt von keiner Neuasphaltierung wusste, sprachen im Fahrerlager von Japan einige über ein neues Asphaltband. Motorsport-Magazin.com weiß, was die Formel 1 in Shanghai 2024 wirklich erwartet.

Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Eine komplette Neuasphaltierung gab es vor dem Grand Prix nicht - obwohl, so meinen Experten, es durchaus nötig gewesen wäre. Schon bei der letzten Ausgabe des China GP im Jahr 2019 gab es gröbere Bodenwellen.

Weil die Strecke im Sumpfgebiet erbaut wurde, setzt sie sich etwas stärker als andere Kurse. Streckenarchitekt Hermann Tilke ließ vor der Eröffnung 2004 40.000 Betonpfähle, die bis zu 80 Meter in den Boden ragen und Unmengen Styropor als Unterbau installieren. Nur deshalb ist die Strecke noch heute in einem akzeptablen Zustand. Trotzdem gibt es inzwischen reichlich Bodenwellen, vor allem am Ende von Start und Ziel, wo ein Tunnel der Infrastruktur die Strecke unterläuft.

Deshalb wird der Kurs auch vor dem China GP 2025 komplett neu asphaltiert. Für die diesjährige Ausgabe reichte dafür die Zeit nicht mehr. Für die entsprechenden Arbeiten mussten erst Ausschreibungen gestartet werden. Außerdem wollte man verhindern, dass die Piloten auf komplett frisch verlegtem Asphalt wenig Grip vorfinden - wie einst beim Comeback in Istanbul 2020. Eigentlich hätte man durch die verlängerte Corona-Pause ausreichend Zeit gehabt, aber in China verschlief man die Wartungsarbeiten.

Shanghai trägt Bodenwellen und Kerbs ab

Gleichzeitig wollte man auch nicht riskieren, dass die Autos extrem aufsetzen. Wenn Bodenwellen schon 2019 ein Thema waren, könnten sie für die neue Fahrzeuggeneration drastische Auswirkungen haben. Aus diesem Grund hat man als Notlösung für dieses Jahr extreme Bodenwellen abgetragen.

Arbeiter markiert die Formel-1-Strecke beim China GP in Shanghai.
Der Zustand des Shanghai International Circutis ist eine große Unbekannte, Foto: LAT Images

Anders als zum Beispiel in Austin, wo das Abfräsen von Bodenwellen inzwischen zum guten Ton gehört, hat man in China unter der Leitung von Tilke mit einer speziellen Technologie dafür gesorgt, dass der Asphalt an den bearbeiteten Stellen nicht zu rau ist. Die Streckenabschnitte wurden anschließend versiegelt. Auch an den Kerbs wurde Hand angelegt. Für die Groundeffect-Autos wären manche Stellen zu extrem gewesen.

Mangels Personal vor Ort hat Pirelli den Asphalt auch nicht vermessen. Normalerweise werden im Vorfeld Mikro- und Makrorauheit bestimmt und mit den historischen Daten abgeglichen. Auch unabhängig von Streckenarbeiten verändert sich der Asphalt im Laufe der Jahre. Neue Fahrzeuggeneration, unbekannter Asphalt, nur die Streckenführung ist gleich: Fahrer und Teams behandeln den China GP 2024 deshalb fast wie ein komplett neues Rennen.